Im Rahmen des Projektes „Ich zeig dir meine Stadt“ begaben sich auf Einladung des Freiwilligenzentrums zehn Interessierte mit dem Journalisten Anton Jakob Weinberger auf Tour. Einige Orte wurden neu entdeckt, entweder weil die Teilnehmenden sie noch nicht kannten oder durch die persönliche Sichtweise Weinbergers. Der Titel des Spaziergangs lautete „Entdecken und bewahren“.
Der Rundgang startete in der Hintergasse, einem kleinen Gässchen an der Ecke zur Großen Marktstraße. Die östliche Außenwand des heutigen Drogeriemarktes ist die Ostwand der 1729/30 erbauten zweiten Offenbacher Synagoge. Bei Restaurierungsarbeiten wurde die Wand 2012 entdeckt, was Weinberger und der ehemalige Stadtarchivar Hans-Georg Ruppel aufgrund von Recherchen längst vermutet hatten. Nach der aufwändigen Restaurierung der Synagogenwand entstand daneben auf Betreiben der Max Dienemann/Salomon Formstecher Gesellschaft, dessen Initiator und Vorsitzender Weinberger ist, die „Stele der Erinnerung“.
Die Steinmetz’sche Buchhandlung war eines der ersten Geschäfte, die Weinberger in Offenbach entdeckte. Dort konnte man seine ausgefallenen Buchbestellungen liefern. Diese weckten das Interesse einer jungen Buchhändlerin an dem Journalisten, inzwischen sind sie über dreißig Jahre verheiratet. Im Lesegarten der Buchhandlung – für die meisten Teilnehmenden bis dato unbekannt – erfuhren sie einiges über das Antiquariat und die Geschichte der 1835 eröffneten und damit ältesten Offenbacher Buchhandlung.
Bei der nächsten Station, dem Stadtarchiv, teilte sich die Gruppe. Während Archivarin Stefanie Funk durch die Räume führte, zeigte Weinberger im schönen Lesesaal besondere Exemplare der Sammlung. Dazu gehört die 1927 veröffentlichte „Offenbacher Haggadah“ – ein von Buch- und Schriftkünstlern gestaltetes liturgisches Buch zum jüdischen Pessach-Fest, herausgegeben von dem Kunstmäzen Siegfried Guggenheim, Ehrenbürger der Stadt. Schon im 18. Jahrhundert war Offenbach ein Zentrum des hebräischen Buchdrucks in Europa. Doch nicht nur rund um die jüdische Geschichte in Offenbach fand und findet Weinberger Informationen, ein weiteres Interessensfeld ist die Architektur.
Nachdem im Büsing-Park ein Blick auf die nach drei Rabbiner:innen ─ Salomon Formstecher, Max Dienemann und Regina Jonas ─ benannten Wege geworfen wurde, ging es weiter ins Sheraton-Hotel. Hinter der auffälligen Fensterfront befand sich das ehemalige Parkbad, das in den 90er Jahren wegen veralteter Technik schließen musste. Weinberger hatte als FAZ-Korrespondent und mit seinen Kontakten zum Bund Deutscher Architektinnen und Architekten maßgeblich dazu beigetragen, dass die – inzwischen unter Denkmalschutz stehende – Halle nicht abgerissen werden durfte. Bei einem Glas Sekt – spendiert vom Hotel – und vielen kleinen Anekdoten rund um die Stadt endete die bisher einzige Tour des Jahres. 2021 soll das Projekt fortgeführt werden.