Herrnstraße 84
63065 Offenbach am Main
Familienstrukturen haben sich aufgelöst, das Leben in der globalisierten Welt fordert maximale Flexibilität und Mobilität. Die wenigsten von uns sind darauf vorbereitet, plötzlich für gebrechliche Menschen da sein zu müssen, und das unter Umständen jahrelanger Pflege reißt Lücken in unsere Lebensläufe und konfrontiert uns mit uns selbst. Dies umso mehr, wenn die Eltern den zweiten Weltkrieg erlebt haben und sich in ihrer Seele nicht aufgearbeitete Traumata Ableben des Kriegs verbergen. Sebastian Schoepp macht sich auf eine Zeitreise ins Leben seiner Eltern, vom Russlandfeldzug bis ins Pflegeheim, und damit in die Vergangenheit Deutschlands. Denn mit dem endgültigen Ableben der Kriegsgeneration endet auch eine Epoche. Zitat des Autors Sebastian Schoepp:”Eigentlich ging es ja um die normalste Sache der Welt: Sterben, Pflege, Tod, Abschied, Weitermachen. Jeder erlebt es, ob Angehörige oder Freunde: Niemand kommt hier lebend raus. Im Alter für die Eltern zu sorgen sollte doch selbstverständlich sein? Ist es aber nicht. Aus zwei Gründen. Der erste Grund liegt in der postindustriellen Gesellschaft 3.0 auf der Hand: Im Moment der Pflegebedürftigkeit der Eltern ist der sorgsam aufgebaute, verdrahtete und durchdigitalisierte Alltag hin. Dazu kam in meinem Fall ein zweites Problem: Meine Eltern waren gute Eltern, ich wuchs behütet auf, es fehlte mir materiell an nichts. Und doch war da eine Distanz? Sollte das etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun haben? ich merkte, dass der emotionalen Verstocktheit meiner Eltern, ihrem Schweigen etwas zugrunde lag, das tiefer in unserer Geschichte verborgen war, und zwar nicht nur der Geschichte unserer Familie – sondern der des ganzen Landes.”